WIE WAR ES, BALI IN DEN 80ERN ZU BEREISEN? (+ FOTOS)

Ich bin ein großer Fan der "Lost Bali" Facebook-Community, worüber ich auf Wendy gestoßen bin. Sie stammt aus Central Victoria in Australien und reist seit 1980 so gut wie jedes Jahr nach Bali. Die Insel ist mittlerweile ihre zweite Heimat geworden. Ich habe mich mit ihr auf eine Kokosnuss getroffen und ihr ein paar Fragen zu Bali in den 80ern gestellt und sie um Fotos aus jener Zeit geboten. Im Interview nimmt sie uns mit auf ihre ersten Trips nach Bali. Wenn ich Fotos aus jener Zeit sehe, würde ich mich am liebsten in eine Zeitmaschine setzen um das Bali von vor 40 Jahren kennenzulernen. [caption id="attachment_40473" align="alignnone" width="1000"] Uluwatu in den 80ern[/caption]

Wann warst du das erste Mal auf Bali? Wie war dein erster Eindruck damals?

Das erste Mal nach Bali ging es für mich 1980. Wir wussten damals nicht viel über die Insel – außer, dass es tropisch und warm war. Ich erinnere mich daran, dass meine Eltern ziemlich nervös waren, da wir das erste Mal alleine zu einem relativ unbekannten Ort mit einer ganz anderen Kultur reisten. Der Flug dauerte sechs Stunden von Melbourne mit Garuda Airlines. Garuda war zu jener Zeit die einzige Fluggesellschaft, die nach Bali flog. Flugpreise lagen für eine gefühlte Ewigkeit bei 454 Dollar für ein Hin- und Rückflugticket. Der Flughafen auf Bali war damals noch winzig. Ein Fahrer von unserem gebuchten Hotel wartete bereits auf uns. Wir fuhren auf unbefestigten Straßen durch die dunklen Straßen, kamen an kleinen Gebäuden vorbei und fragten uns, wie das wohl alles bei Tageslicht aussehen würde. 1980 hatten wir uns im Ramayana Hotel in Kuta eingebucht, eines der wenigen Resorts vor Ort. Das Hotel existiert noch heute, sieht aber völlig anders aus. Wir liebten es bei unserem ersten Trip. Die Badezimmer waren etwas anders, als wir es gewohnt waren, da selbst Hotels in jener Zeit nur mit einem traditionellen indonesischen Badezimmer (mandi) ausgestattet waren. Aber das war alles Teil der Erfahrung. [caption id="attachment_40480" align="alignnone" width="1000"] In den 80ern gab es nur wenige Hotels entlang des Nusa Dua Beach[/caption] Wir hatten eine unbeschreibliche Zeit während unseres ersten Urlaubs auf Bali. Wir freundeten uns mit den lokalen Jungs an, die den örtlichen Trend-Kassettenladen betrieben. Sie waren eine Legende zu jener Zeit. Sie nahmen uns auf ihren Motorrädern mit, um die Sehenswürdigkeiten der Insel zu erleben. Gemeinsam mit ihnen ging es für uns nach Uluwatu, Nusa Dua, Ubud und zum Gunung Batur. Die meisten Abende verbrachten wir damit, den Sonnenuntergang am Strand zu genießen. Wir haben auf dieser Reise viele balinesische Freunde gefunden, die uns in ihren Häusern und in ihrem Leben willkommen geheißen haben. Das machte es sehr schwer, Bali nach gerade mal zwei Wochen wieder zu verlassen. Ich schwor mir bei der Abreise, dass ich nach Hause gehen würde, um zu arbeiten und zu sparen und dann möglichst schnell auf die Insel zurückzukehren. Die Stimmung auf Bali war einfach so wunderbar entspannt und freundlich, mit so viel Lachen und Musik überall. Ich habe bis heute noch die erstaunlichen Gerüche der lokalen Küche, von Frangipani-Bäumen und Räucherstäbchen in meiner Nase. Auf dem Weg zurück nach Australien weinten wir den gesamten Flug lang.

Seit jenem ersten Trip bist du regelmäßig nach Bali gereist. Wie hast du die Veränderung vor Ort wahrgenommen?

Seit meiner ersten Reise im Jahr 1980 bin ich regelmäßig nach Bali zurückgekehrt. Nach den ersten zwei Wochen war mir jedoch klar, dass zwei Wochen einfach nicht lang genug waren. Die nächsten 30 Reisen dauerten demnach immer mindestens einen Monat. Erst in den letzten Jahren musste ich wieder auf zwei und drei Wochen Urlaub verkürzen, da meine Tochter gerade die High School abschließt. In den 80ern fühlte ich die Veränderungen vor Ort kaum. Ich wusste immer, wohin ich gehen musste, um mich mit meinen balinesischen Freunden zu treffen. Damals gab es keine Handys und kein Internet und kaum balinesische Haushalte hatten ein Telefon. Meine Freunde vor Ort arbeiten aber für eine gewisse Zeit immer in den gleichen Läden. Alles blieb für eine Weile wie es war. Trotzdem ging die Entwicklung und der Fortschritt nicht an mir vorbei. Es entstanden neue Hotels, neue Restaurants und neue Bars. In den 80er Jahren gab es jedoch die Regel, dass kein Hotel höher als die Palmen gebaut werden darf. Vermutlich war demnach der Fortschritt nicht so spürbar wie heute. Und alles verlief etwas langsamer, nicht in der Geschwindigkeit wie heute. Die wichtigsten Touristengebiete in den 80ern waren Kuta, Legian, Sanur und Ubud sowie Candi Dasa, Singaraja und Lovina. Schon damals war Kuta die bekannteste Anlaufstelle und wurde von Reisebüros als DEN Übernachtungsort beworben. Kuta war der perfekte Ort, wenn du in der Nähe von Restaurants und dem entspannten Nachtleben sein wolltest. Viele Alternativen gab es zu jener Zeit nicht. Die einzige richtige Straße, war die Jalan Legian, die von Kuta bis zum heutigen Seminyak ging. 90 Prozent der Locals fuhren nur Motorräder oder sprangen in die unzähligen Bemos, um von A nach B zu kommen. [caption id="attachment_40488" align="alignnone" width="1024"] Bemos waren das wichtigste öffentliche Transportmittel auf Bali in den 80ern[/caption] Die Art von Reisenden, die damals nach Bali kamen, waren diejenigen, die nach einem günstigen Urlaub mit schönem Wetter, einem kulturellen Erlebnis, und einem Gefühl der Freiheit suchten. Vor allem Surfer reisten auf die Insel auf der Suche nach der perfekten Welle in Uluwatu, Nusa Dua oder am Kuta Riff. Das Meer war sauber, kein Plastik, keine Menschenmengen. Es war ein Paradies für uns. Die Menschen haben sich im Laufe der Jahre dahingehend gewandelt, dass immer mehr Reisende einen westlichen Lebensstil auf Bali erwarteten. Demnach veränderte sich auch die Infrastruktur auf der Insel und der Profitgedanken wuchs verständlicherweise auch in den Köpfen der Locals. Trotzdem ist die balinesische Kultur auch heute noch unglaublich stark und das Leben hält auch heute noch für wichtige Zeremonien und Traditionen sofort an. Ich denke, das ist der Grund, warum Bali seinen allgemeinen Charme beibehalten hat, auch wenn es nicht mehr mit dem Bali der 80ern (oder gar noch früher) vergleichbar ist. [caption id="attachment_40484" align="alignnone" width="1024"] Surfer am Kuta Beach ohne Müll und Menschenmengen[/caption]

Wirst du manchmal melancholisch, wenn du an die "gute alte Zeit" denkst?

Manchmal denke ich natürlich zurück, wie es früher war. Man konnte in den 80ern entspannt an einem Tag um die ganze Insel fahren. Das ist heutzutage so gut wie unmöglich, da der Verkehr eine Katastrophe ist. Da ich seit 36 ​​Jahren immer am gleichen Ort auf Bali wohne, habe ich viele lebenslange Freunde gefunden. Ich habe gesehen, wie sie geheiratet und Kinder bekommen haben, und jetzt bekommen ihre Kinder ihre eigenen Babys. Was mich traurig (und vielleicht auch manchmal melancholisch) macht, ist die Tatsache, dass die Art und Weise, wie diese Freundschaften vor vielen Jahren entstanden sind, heute nicht mehr erlaubt ist. Das Personal kommt heutzutage nach der Arbeit nicht mehr zu den Gästen für einen kleinen Plausch ins Zimmer, um dann gemeinsame Ausflüge zu unternehmen. Vor allen in traditionellen Hotels ist dies nicht länger akzeptabel. Da sind Homestays auf alle Fälle die bessere Adresse. Der heutige Bali-Tourist unterscheidet sich stark vom 80er-Jahre-Reisenden. Bali hat sich von einer Budget-Destination zu einer Insel des erschwinglichen Luxus gewandelt. Neben den  günstigeren Homestays und Warungs, die es natürlich auch heute noch gibt, haben Reisende eine riesige Auswahl an exklusiven Orten, die sich kaum noch ein Local leisten kann. In den 80ern gab es einige wenige Anlaufstellen für Reisende. Heute hast du die Qual der Wahl. Deswegen ist alles etwas anonymer geworden. [caption id="attachment_40477" align="alignnone" width="1000"] Tanah Lot in den 80ern[/caption] Die Erinnerungen, die immer wieder auftauchen, sind die Momente am Strand. Früher gab es nicht so viele "Touristenattraktionen". Wenn wir den Monkey Forest, ein paar Tempel, Vulkane, Wasserfälle und heißen Quellen gesehen hatten, verbrachten wir die meiste Zeit am Strand. Alle Märkte und kleinen Läden befanden sich auf dem Weg zum Strand. Junge Balinesinnen verdienten sich ein paar Rupiah mit Flechten von Haaren und Lackieren von Nägeln oder dem Verkaufen von frischen Früchten und Sarongs dazu. Es war jedoch mehr als eine Dienstleistung. Man redete über das Leben und verbrachte oft Stunden am Strand gemeinsam. Die Wertschätzung seitens der Reisenden war eine andere wie heute. Ich hatte die gleiche Massagelady für viele Jahren. Ich habe sie als Freundin lieb gewonnen. Sie stellte mich ihrer ganzen Familie vor und ich wurde im Laufe der Jahre zu vielen Zeremonien von ihr eingeladen. Während der vielen Stunden am Strand brachte ich ihr Englisch bei, und sie mir Bahasa Indonesia. Leider ist sie längst verstorben. Sie war der Inbegriff wahrer balinesischer Gastfreundschaft.

Welche Situation würdest du gerne nochmal erleben?

Wenn ich in die Vergangenheit reisen könnte, wäre das Ende der 80er Jahre. Ich ging zum Strand hinunter und unterhielt mich mit Wayan Masih über Gott und die Welt. Daraufhin gönnte ich mir einen frisch gebratenen Buttermais am Strand während die Sonne am Horizont verschwand. Am Abend traf sich in jener Zeit jeder, den man in Kuta kannte, zuerst im Sari Club und später im Peanuts Nightclub. Diese Zeit war unglaublich! [caption id="attachment_40478" align="alignnone" width="1000"] Sunset am Strand von Kuta[/caption]

Bali hat sich stark verändert. Warum kehrst du trotzdem noch jedes Jahr zurück auf die Insel?

Die Freundschaften, die ich über Jahre aufgebaut habe, sind mir sehr wichtig. Ich liebe meine alten und neuen balinesischen Freunde und freue mich darauf, sie alle bei jeder Rückkehr wieder zu sehen. Das wahre Wesen Balis ist immer noch dasselbe. Ja, ich bin sehr glücklich, dass ich es als das "unberührte Paradies" erlebt habe, welches es vor vielen Jahren noch war. Aber ich hätte mich selbst veräppelt, wenn ich gedacht hätte, dass das ewig so bleiben würde – wie es nichts im Leben tut. Bali ist für mich immer eine garantiert schöne Zeit. Es ist in vielerlei Hinsicht ein Fest für alle Sinne und es kann so busy sein, wie ich es will oder so entspannt, wie ich es brauche. Ich werde weiterhin meine zweite Heimat besuchen. Es ist ein fester Bestandteil meines Lebens geworden – und wird es bleiben bis ich sterbe. Ich liebe diese Insel und ihre Menschen vom tiefsten Herzen.

Machst du immer "nur" Urlaub auf Bali?

Meine Reisen nach Bali haben viele meiner Freunde und Bekannte inspiriert. Viele Jahre lang organisierte ich die Reisen von ihnen und gab ihnen meine Insider-Tipps weiter. In den letzten Jahren habe ich auf Bali zudem umfangreiche zahnärztliche Arbeiten durchgeführt, die mich weniger als ein Viertel des Preises von Behandlungen in Australien gekostet haben. Da auch hier wieder viele Bekannte und Freunde um meinen Rat baten, entstand die Idee, aus dem Thema ein kleines Nebengewerbe zu machen. Nach fast 40 Jahren Erfahrung auf Bali war es an der Zeit, mein Wissen in ein Geschäft zu verwandeln. Ich besuchte einen Kurs für Kleinunternehmen und registrierte meinen Firmennamen. In diesem Jahr wurde Wendy Loves Bali offiziell gegründet. Dabei helfe ich vor allem bei der Planung, Organisation und Buchung von Bali-Erstreisenden sowie Zahnärztlichen Behandlungen auf der Insel. Meine Zielgruppe sind größtenteils australische Reisende. Danke für das tolle Interview und die vielen schönen Fotos aus der guten alten Zeit von Bali. Falls auch du die Insel in den 80ern erlebt hast, freuen wir uns auf deine Erfahrungen in den Kommentaren! Wenn dir der Beitrag gefallen hat und du mehr über Indonesien erfahren möchtest, folge uns auch auf Facebook oder abonniere unseren Newsletter. Alle wichtigen Infos für deine Reise in Indonesien findest du in dem Beitrag "Alle Tipps für deine Reise nach Indonesien".

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