LONDON - BERLIN IN ZEHNEINHALB STUNDEN MIT DEM DIREKTZUG

Gut dreimal mehr Direktzüge könnten zwischen europäischen Großstädten verkehren, ohne dass dafür neue Gleise gebaut werden müssten. Eine Greenpeace-Analyse von 990 Routen zwischen 45 Metropolen in Europa zeigt, dass auf lediglich 12 Prozent (114 Routen) dieser Strecken Direktzüge fahren.

Dabei wäre eine direkte Verbindung mit Tag- oder Nachtzügen innerhalb von weniger als 18 Stunden auf 42 Prozent (419 Routen) möglich. Selbst die am besten angebundenen deutschen Städte München und Berlin nutzen nur knapp die Hälfte der möglichen direkten Zugverbindungen.

So wäre etwa Barcelona, Birmingham. Edinburgh, Ljubljana, London, Marseille, Mailand, Oslo, Vilnius, Rom, Genf und Zagreb in weniger als 18 Stunden per direktem Tag- oder Nachtzug von Berlin aus erreichbar.

London–Berlin etwa gehört mit mehr als einer Million Passagieren pro Jahr zu den meistgenutzten Flugstrecken in Europa. Mit dem Direktzug könnte diese Strecke innerhalb von zehn Stunden und 30 Minuten zurückgelegt werden, hieß es.

„Viele Menschen wollen heute klimaschonend mit der Bahn reisen, aber viel zu oft fehlen die attraktiven Angebote. Bahngesellschaften und Regierungen können das schnell ändern, ohne auch nur einen Kilometer neuer Gleise zu bauen. Das bestehende Netz muss dringend kundenfreundlicher genutzt werden“, sagt Lena Donat, Greenpeace-Verkehrsexpertin. Auf einer interaktiven Karte zeigt Greenpeace, welche Direktzug-Verbindungen die 45 Städte heute anbieten und welche Strecken mit maximal zwölf Stunden (Tagzüge) oder maximal 18 Stunden (Nachtzüge) Fahrdauer zusätzlich angeboten werden könnten.

Aktuell könnten Reisende mit dem Zug um 8 Uhr morgens in Paris starten und um 21.30 Uhr in Kopenhagen ankommen. „Aber Sie müssen in Köln und Hamburg zweimal umsteigen und riskieren, zweimal Ihren Anschlusszug zu verpassen“, so die Autoren der Studie. Zumal sei der Preisunterschied zum Luftverkehr immens. Nur mit sehr viel Glück koste das Bahn-Ticket weniger als 300 Euro. Gleichzeitig verkehrten fünf Fluggesellschaften täglich zwischen Paris und Kopenhagen. Die Preise dort würden bei 14,99 Euro beginnen.

Greenpeace fordert eine neue EU-Bahnstrategie, die Züge gegenüber Flügen priorisiert und direkte Zugverbindungen zwischen europäischen Städten fördert. Mautgebühren für Züge müssten gesenkt und eine Kerosinsteuer eingeführt werden, um Flugreisen zu reduzieren.

Ärgerlich: Eine gut laufende Nachtzugverbindung von Berlin nach Paris wird derzeit wegen Baustellen auf Eis gelegt. Erst ab Herbst soll der Nightjet nach Paris wieder fahren. ■

2024-07-02T19:10:16Z dg43tfdfdgfd