BAHN IN BAYERN: MIT DEN SOMMERFERIEN KOMMEN DIE BAHN-BAUSTELLEN

Im August wird auf Bayerns Gleisen wieder verstärkt gebaut – Einschränkungen für Reisende inklusive. Noch komplizierter wird die Lage, weil manche Baustelle kurzfristig angekündigt wird. Ein Überblick.

Mit den Sommerferien kommen die Bahn-Baustellen

Erst vor gut zweieinhalb Wochen wollen sie in Schwaben erfahren haben, dass ihr Fahrplan von Samstag an nicht mehr überall funktionieren wird. Weil die Deutsche Bahn (DB) am Schienennetz bauen will, muss das Eisenbahnunternehmen Arverio seine blauen Züge anders fahren lassen – mit Konsequenzen für Passagiere zwischen Donauwörth, Augsburg und München. Das Problem: Nach den Regularien, die sich die DB selbst gegeben habe, müsse der Vorlauf eigentlich 24 Wochen betragen, sagt Arverio-Sprecher Winfried Karg am Telefon. Jetzt so kurzfristig umzuplanen, sei schwierig, zum Beispiel beim Personal. Für die Ferienzeit müssten intern „sämtliche Schichtpläne über den Haufen“ geworfen werden. Das sorge nicht unbedingt für „gute Laune“.

Nicht nur bei Arverio plagt man sich mit Unwägbarkeiten im Planungs- und Betriebsablauf. Mit den Sommerferien beginnt auf Bayerns Gleisen traditionell das Modernisieren, Sanieren und Reparieren – doch diesmal sind schon davor die Einschränkungen für Bahnreisende groß. Nur gut 55 Prozent von ihnen kamen im ersten Halbjahr 2024 bundesweit pünktlich an, so hat es die DB für ihren Fernverkehr ermittelt. Laut Konzern lag das vor allem am schweren Juni-Hochwasser. Die übrige Branche sieht die Ursache eher darin, dass über Jahrzehnte zu wenig Geld in die Schieneninfrastruktur geflossen ist.

Das Vertrauen in eine zuverlässige Schiene war jedenfalls schon mal größer als vor diesem Baustellensommer. Eisenbahnunternehmen klagen zudem immer wieder, von der DB-Tochter Infra-Go als Infrastrukturbetreiberin unzureichend über Baumaßnahmen informiert zu werden: mit der Folge, dass sich auch die Fahrgäste häufig schlecht informiert fühlen. Arverio etwa konnte anfangs angesichts der Umstände nur ein „grobes Konzept“ als Ersatzfahrplan veröffentlichen. Von 27. Juli bis 31. August werden wegen Bauarbeiten die Linien RE 9, RE 80 und RE 89 zwischen Augsburg und München entfallen. RB 86 und RB 87 sollen dagegen wie gewohnt pendeln – aus einem Halbstundentakt würde auf dem Abschnitt so ein Stundentakt. Nachts wird er dann von 22 bis 5 Uhr komplett gesperrt; stattdessen soll ein Expressbus zwischen München-Pasing und Augsburg fahren. Weitere Einschränkungen stehen für die Strecken Augsburg–Ulm und Augsburg–Donauwörth an. Dabei konnte Arverio die Gleise nach Donauwörth in den vergangenen Tagen ohnehin nicht befahren: wegen eines Oberleitungsschadens mit Kabelbrand in Meitingen.

Ein zweiter Baustellenschwerpunkt findet sich in Franken. Noch bis voraussichtlich 20. August werden mehrere Züge des RE 10 zwischen Nürnberg und Würzburg ausfallen, so meldet es die DB auf einer Baustellenseite. Stattdessen pendeln Busse, zum Beispiel zwischen Kitzingen und Würzburg. Bauarbeiten bremsen auch die Nürnberger S-Bahnen 3 und 4 aus: Von 26. Juli bis 17. August gibt es zwischen Forchheim, Nürnberg und Neumarkt in der Oberpfalz immer wieder Zugausfälle und andere Abweichungen vom Fahrplan. Weitere Einschränkungen warten rund um Aschaffenburg, allerdings aus anderen Gründen: Weil die Personallage in einigen Stellwerken angespannt ist, reduziert die DB ihr Angebot bei RB 58, RB 75 und RE 87. Der „angepasste Fahrplan“ gilt vorläufig von 29. Juli an und bis in den Dezember hinein.

Wer zum Ferienstart vom Münchner Flughafen abheben will, sollte genug Puffer für die Anreise einplanen. Denn von 29. Juli bis 5. August listet das DB-Baustellenportal Ausfälle zwischen Landshut und Freising auf, die „zahlreiche Züge der Linie RB 33“ (Landshut–München) und „einige Züge der Linie RE 3“ (München–Passau) betreffen. Ähnlich sieht es beim RE 22 (Regensburg–Landshut–Flughafen München) zwischen Landshut und dem Terminal aus. Als Ersatz sollen Busse fahren, deren Abfahrtszeiten aber von denen der Züge abweichen. Von 10. bis 26. August sind dann die Schienen von Landshut nach Rosenheim (RB 44) und nach Salzburg (RB 45) unterbrochen: Zwischen Neumarkt-St. Veit und Mühldorf ist ebenfalls ein Ersatzverkehr geplant. Wichtig für Ausflügler: Eine Radmitnahme wird dort wie auf anderen Strecken nur in begrenztem Umfang möglich sein. Fahrplanänderungen meldet auch die Bayerische Regiobahn für ihre Netze. Bei ihren Zügen ins Oberland und gen Salzburg fallen von 26. Juli bis 21. August immer wieder Stopps in München aus. Auf der Strecke Ruhpolding–Traunstein kommt es gar bis 21. Oktober zu Einschränkungen; dort sind Arbeiten an den Gleisen und einem elektronischen Stellwerk geplant.

Im Fernverkehr bleibt die Strecke München–Lindau–Bregenz–Zürich eine Herausforderung. Dort werden tageweise ECE-Züge gestrichen. Von und nach Paris, Berlin oder Hamburg verlängert sich bei einigen Verbindungen die Fahrt, andere fallen ganz aus. Teils gelten auch ganz neue Zeiten. Zum Beispiel werden an bestimmten Augusttagen die österreichischen Railjets gen Wien und Budapest am Münchner Hauptbahnhof bis zu 40 Minuten früher als gewöhnlich abfahren. Alles freilich unter Vorbehalt: Es wird empfohlen, sich tagesaktuell über Änderungen zu informieren. Denn manche scheinen erst spät auf – auch weil das von der DB betriebene Europäische Fahrplanzentrum die Fahrpläne in der Regel nur zweimal wöchentlich aktualisieren kann.

Bei Arverio bittet man, die Wut über Verspätungen, Ausfälle und Kommunikationspannen nicht am Zugpersonal auszulassen: „Die Kollegen in Uniform kriegen es dann ab“, sagt Karg, obwohl sie am wenigsten dafür könnten. Den Frust könne man zwar verstehen – aber auch nur so gut fahren, wie es das Schienennetz zulasse.

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