LöBAUER FAMILIE TOURT MIT WOHNMOBIL EIN JAHR LANG DURCH EUROPA

Nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes starten Wiebke und Alexander Rohde mit ihren drei Kindern auf eine einmalige Tour - mit bangen und spannenden Momenten.

Ein Jahr lang waren die Löbauer Wiebke (40) und Alexander Rohde (44) mit ihren drei kleinen Kindern im Wohnmobil durch Süd- und Osteuropa unterwegs. 30.000 Kilometer. Eine einmalige Familientour zu neuen Horizonten - über Stock und Stein, inklusive geplatzter Reifen in Spanien und wilder Bären in Rumänien. Eine Tour, nicht unbezahlbar, aber ein unbezahlbares Familienerlebnis. In der SZ erzählt das Ehepaar.

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Wiebke und Alexander Rohde wollen sich immer neue Blicke auf die Welt erschließen. Sie ist freischaffende Fotografin, er Filmer. So hat er etwa anlässlich des 2025 bevorstehenden 100. Geburtstag des Segelflugplatzes Görlitz einen Dokumentarfilm zur Geschichte der Fliegerei in der Oberlausitz gedreht. Und weil die beiden auch ihren Kindern immer neue Blicke auf die Welt erschließen wollen, starteten sie im März 2023 ein ganz persönliches Familienprojekt, das erst ein Jahr später vor wenigen Tagen endete.

"Zehn Beine auf Tour"

"Die Geburt von Joshua war der eigentliche Anlass zur Tour", sagt Wiebke. Am 20. Dezember 2022 kam der Bub zur Welt. Mit dem gemeinsamen Elterngeld bot sich die Chance - und das Wagnis -, ein Jahr lang die selbständige Tätigkeit ruhen zu lassen und mit dem Wohnmobil mal auf richtig große Tour zu gehen - bevor die ältere Tochter Hannah (5) dann auch schulpflichtig würde. Sie versahen ihr Wohnmobil mit einem selbst gestalteten Aufkleber: "ten legs on tour" steht darauf - "Zehn Beine auf Tour".

Am 3. März 2023 startete die Familie daheim im Löbauer Ortsteil Ebersdorf. Die erste Etappe führte sie erstmal nur bis zu Wiebkes Eltern ins hessische Friedberg. "Da haben wir dann noch ein paar Tage die letzte Frühlings-Kaltfront mit Schnee ausgesessen", erzählt sie. Am 9.März dann passierten sie bei Freiburg die Grenze nach Frankreich. "Wir wollten erstmal in die Wärme ans Meer nach Südfrankreich", sagt Alexander Rohde.

Etappen auf dem Weg dorthin waren etwa die weltbekannte Abtei von Cluny oder das mittelalterliche Clermont-Ferrand. Dort in der Nähe hielten sie an der Autobahn an und blickten auf eine einst von Gustave Eiffel erbaute Stahlbrücke - das Garabit-Viadukt war lange Zeit die höchste Eisenbahnbrücke der Welt. "Das war irgendwie der Moment, in dem wir das Gefühl hatten, jetzt geht unsere Reise richtig los", erzählt Alexander. Südfrankreich indes blieb erstmal eine kleine Enttäuschung. "Da war es noch so kalt, dass dort kein Campingplatz geöffnet hatte. Die öffnen erst immer gegen Ostern", erzählt Wiebke.

Bange Momente an der spanischen Autobahn

Also erst mal weiter in Richtung Süden. Bei Girona in Nordspanien überquerten sie die spanische Grenze. Der katalanischen Mittelmeerküste entlang gelangten sie in die einst vor über 2.000 Jahren von den Römern eroberte Stadt Tarragona, deren Baudenkmäler noch heute von dieser Geschichte zeugen. Besonders Tochter Lia war auch ganz begeistert von den Römern - zuerst jedenfalls. "Dann hat sie aber gesagt: Da waren ja gar keine Römer - nur kaputte Häuser", erzählt Mama Wiebke lachend - so geht reisen mit Kindern eben.

Große Kulturstädte wie Barcelona haben sie ausgelassen. "Es ist toll, sich so eine Stadt anzuschauen - aber je größer, desto stressiger ist es besonders mit kleinen Kindern. Alles im Leben hat seine Zeit und jetzt ist eben nicht die Zeit für große Städte", sagt Wiebke Rohde. Dafür war das Naturschutzgebiet um das Ebro-Delta dann ein riesiges Abenteuer für die Mädchen. "Unser erstes Stranderlebnis auf der Tour und da leben Flamingos. Die Mädchen lieben Flamingos", sagt Alexander Rohde. Seitdem begleitet sie auch ein Plüsch-Flamingo im Wohnmobil.

Auf einer Autobahn in Spanien dann das erste Drama - Reifenplatzer. "Der Standstreifen war viel zu schmal für das Wohnmobil und dauernd sind schwere Lkw ganz knapp an uns vorbei", erzählt er. Immerhin waren Polizei und Pannendienst schnell da, um die Lage zu entschärfen - aber es waren schon Momente der Angst. Weiter ging's in Etappen an die portugiesische Algarve und auch nach Cabo da Roca - den westlichsten Punkt des europäischen Festlands. "Ganz da in der Nähe betreibt ein Deutscher auch die westlichste Bratwurstbude Europas", erzählt Alexander Rohde - die aber hatte leider geschlossen.

Braunbären ganz nah am Camper

Über die Provence und die Schweiz mit einem Blick auf das Alpenmassiv von Eiger, Mönch und Jungfrau kehrten sie im Juni für ein paar Tage nach Deutschland zurück - nur um kurz später in Richtung Osten aufzubrechen. Durch die Hohe Tatra ging's bis nach Rumänien. "In den Karpaten haben wir ganz einsam in einem Tal gecampt, in der unberührten Natur konnten wir unsere Wassertanks mit frischem Bergquellwasser füllen", erzählt Alexander. Vor allem aber: "Da haben wir Braunbären gesehen - nur wenige Meter von uns entfernt."

Im Oktober kehrten sie dann nochmal für eine Woche nach Deutschland zurück und starteten dann zu einer zweiten Tour, erneut nach Südfrankreich, Spanien und Portugal, um dort den Winter zu verbringen. Nach 30.000 Kilometern kamen sie vor ein paar Tagen schließlich wieder in Löbau an.

"Nicht jede Familie hat diese Möglichkeit", sagen Wiebke und Alexander Rohde, "aber diese Elternzeit als Familie genossen zu haben, das ist unbezahlbar."

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