Eine Wanderung im Winter? Das überlegen sich selbst hartgesottene Naturfans in Deutschland lieber zweimal. Zu kalt, zu nass, zu beschwerlich. Allenfalls bei blauem Himmel und Neuschnee erscheint ein winterliches Freiluftabenteuer halbwegs vergnüglich.
Doch gegen den Winterwanderblues gibt es ein einfaches Rezept: eine Flasche trockener Rotwein, vermengt mit Zimt, Nelken, Orangen, Sternanis, Zucker und wahlweise einem Schluck Rum. Oder kürzer gesagt: ein aromatisch dampfender Glühwein. Der winterliche Zaubertrank lässt sich einfach zubereiten, abfüllen und gemeinsam mit guten Freundinnen und Freunden sowie Bekannten auf einer Tour in jedwedem Wandergebiet verköstigen. So lässt sich das winterliche Ungemach im Freien ganz einfach versüßen.
Zu viel Aufwand? Wer Vorbereitung und Logistik scheut, kann auch bequem vom heimischen Sofa aus eine „Glühwein-Wanderung“ online buchen. Solche Angebote gibt es in Deutschland schon seit vielen Jahren. Der reisereporter stellt einige Beispiele für schöne Glühwein-Wanderungen vor.
Ganz gleich in welchem Bundesland – wer Lust auf eine Wanderung mit Glühwein-Verpflegung hat, muss in der Regel nicht lange suchen. Je nach Region werden die Touren zum Beispiel von Vereinen, von Winzern und von Weindepots oder im Rahmen touristischer Führungen angeboten. Die meisten und vielfältigsten Angebote gibt es natürlich in den Weinregionen wie etwa in Rheinhessen, an der Mosel, in der Pfalz sowie im Frankenland und in Baden.
Im schönen Weserbergland in Südniedersachsen führt eine Glühwein-Wanderung in die Landschaft rund um Hannoversch Münden (Landkreis Göttingen). Die sieben Kilometer lange Tour mit maximal zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern startet unter Anleitung einer erfahrenen Wanderführerin in Hermannshagen und führt durch einen Stadtwald auf die „Weserliedanlage“.
Auf der Anhöhe wird zum malerischen Ausblick auf die winterliche Kleinstadt der erste Glühwein gereicht, bevor es über eine Weserbrücke zum Aussichtsturm auf der Tillyschanze geht. Nach der zweiten Glühweinpause führt die Tour bei Sonnenuntergang wieder hinab zum schönen Weihnachtsmarkt in der Innenstadt von Hannoversch Münden.
Dauer inklusive Glühweinstopps: etwa 4,5 Stunden. Kosten: 39 Euro pro Person.
Auch die Weinberge rund um die hessische Kleinstadt Rüdesheim am Rhein, die zum Unesco-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal zählt, lassen sich auf einer Glühwein-Wanderung erkunden.
Wie der Titel „Die Wurzeln des Weins“ bereits vermuten lässt, steht dabei der Winzer-Glühwein selbst im Fokus. Angewärmt mit einem Glas Riesling-Secco und gestärkt mit einer Laugenbrezel geht es vom Weindepot Querfeldwein zunächst mit einer Kabinenseilbahn hinauf zum Niederwald-Denkmal mit einer zwölf Meter hohen Germania-Figur aus der Kaiserzeit. Von dort lässt sich die schöne Aussicht auf das weihnachtliche Rüdesheim bei der ersten Tasse Glühwein ausgiebig genießen.
Danach geht es weiter zum zweiten Glühwein-Stopp: dem Aussichtspunkt Ramstein. Unterwegs werden den Wanderinnen und Wanderern die verschiedenen Entwicklungszyklen der Reben erklärt. Zurück im Weindepot wird dann noch ein Likör serviert.
Wer dann auf den Geschmack gekommen ist, kann den angebrochenen Abend auf dem schönen Weihnachtsmarkt von Rüdesheim ausklingen lassen. In den festlich geschmückten Buden werden Spezialitäten aus über zwölf Nationen und von vier Kontinenten angepriesen. Kosten für die Tour: 39 Euro pro Person.
Eine weitere Glühweintour in Rüdesheim führt ebenfalls in die Weinberge. Dabei werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur von Heißgetränken, sondern auch von Fackeln warmgehalten, die sie auf der Tour dabeihaben. Die drei- bis vierstündige Wanderung im Fackelschein verläuft über drei schöne Aussichtspunkte – drei Glühweinpausen, Schmalzbrot und Fackel sind inklusive. Kosten: um die 20 Euro pro Person. Die Touren werden auch an Silvester und Neujahr angeboten.
Auf einer weiteren Wanderung können Freundinnen und Freunde des heißen Rebensaftes die idyllische Saale-Landschaft im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt auf eigene Faust erkunden.
Die vier Kilometer lange Route beginnt in Naumburg und verbindet duftenden Glühwein mit deftigen Genüssen. Wanderinnen und Wanderer schaffen mit Steaks vom Grill zunächst eine Grundlage, bevor es über drei Stopps entlang der Saale in den Gasthöfen Zum Pegel, Alter Felsenkeller und Neue Welt geht.
Dort werden den Besucherinnen und Besuchern zum Beispiel geräucherte Forellen, Gulaschsuppe und Speckkuchen kredenzt. Für wohlige Wärme sorgen selbst gemachter Winzer-Glühwein und mehrere Lagerfeuer. Ziel der Tour ist ein mittelalterlicher Weihnachtsmarkt „mit Spielleuten und allerlei fahrendem Volk“ an der 800 Jahre alten Schönburg. Passend dazu wird interessierten Besucherinnen und Besuchern ein mehrgängiges Rittermahl zubereitet.
Wem der Rückweg nach dem ausgiebigen Schlemmer- und Trinkgenuss zu weit erscheint, kann sich für 2 Euro im Bus zurück nach Naumburg shutteln lassen. Dort gibt es einen kleinen und gemütlichen Weihnachtsmarkt.
Mit der ein oder anderen Tasse Glühwein lässt sich auch so mancher Stadtrundgang aufpeppen.
Die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden etwa bietet eine zweieinhalbstündige Fackel-Glühwein-Wanderung mit Erklärungen zur Stadthistorie. Die vier Kilometer lange Route verläuft über Obstwiesen zu einem Panoramaweg mit Ausblick auf die Weinberge rund um Wiesbaden.
Die Wanderinnen und Wanderer erfahren dabei zum Beispiel, wie sich aus dem Handelsplatz für Handwerker und Kaufleute eine Kurstadt entwickelte. Dazu werden Schmalz- und Käsebrote, Spekulatius und natürlich leckerer Glühwein gereicht. Kosten: 35 Euro pro Person.
Ein ähnliches Konzept mit vielen Stadtgeschichten gibt es zum Beispiel auch für Wanderungen in Frankfurt am Main und in Stuttgart.
Als wäre eine Wanderung mit Glühwein nicht schon vielversprechend genug, setzen manche Tourenanbieterinnen und ‑anbieter noch ein Sahnehäubchen drauf. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden nicht nur mit wärmenden Heißgetränken versorgt, sondern auch von flauschigen Alpakas und Lamas begleitet.
Die putzigen Tiere aus Südamerika sind zum Beispiel im kleinen Ort Hohenlinden in Oberbayern im Wintereinsatz. Dort hält der Hof Pointner Lamas und Alpakas, darunter Ariella, Gustl und Enzo. Sie begleiten die Wandergruppen auf einer dreistündigen Rundtour durch den Wald im Landkreis Ebersberg.
Die erste Tasse Glühwein gibt’s bereits beim gegenseitigen Kennenlernen mit Erklärungen zum Alpaka- und Lamaleben. Die Besucherinnen und Besucher lernen zum Beispiel, dass die südamerikanischen Vierbeiner von ihrem dichten Fell stets warm gehalten werden und jedes Tier nicht nur eine ganz eigene Frisur, sondern auch einen ganz eigenen Charakter hat.
Was das bedeutet, erleben die Wanderinnen und Wanderer spätestens unterwegs, denn die tierischen Dickköpfe geben ihr eigenes Tempo, ihre eigene Route und auch ihre eigenen Pausenzeiten vor. Doch das ist fester Bestandteil des Alpaka-Abenteuers – die Touren werden deshalb auch als „Entschleunigung vom Alltag“ beworben. Manche Alpakawanderinnen und Alpakawanderer beschreiben die Erfahrung mit den scheinbar dauerlächelnden Tieren sogar als „Balsam für die Seele“.
Im Winter kommt mit dem Glühwein, der während der Pausen und zum Abschluss der Wanderung gereicht wird, auch Balsam für Körper und Geist hinzu. Kosten: ab 59 Euro pro Person.
Ähnliche Glühwein-Wanderungen mit Lamas und Alpakas werden auch in vielen anderen Regionen angeboten zum Beispiel vom Heidhof in Lauingen an der Donau, vom Lamahof Kleiner Brocken im Harz, von Kermeter Alpakas in der Nordeifel, von Lahntal-Alpakas in Hessen, von Vogtland-Alpakas in Sachsen und bei Alpakas & Lamas vom Roten Berg in Kamsdorf (Thüringen).
Interessierte sollten die Glühwein-Wanderungen frühzeitig reservieren.
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2024-11-27T15:45:01Z