Seit Jahrtausenden faszinieren ägyptische Pyramiden die Menschen. Der Fund einer versteckten Kammer in der Cheops-Pyramide gilt als spektakulär.
Kairo/München - Die Cheops-Pyramide in Ägypten zählt zu einem der Sieben Weltwunder der Antike. Nun hat ein internationales Forschungsteam in der Pyramide von Gizeh eine neue Kammer entdeckt. Beteiligt war unter anderem ein Team der Technischen Universität München (TUM).
Bereits vor Jahren hatten Messungen auf einen verborgenen Hohlraum in der berühmten Pyramide hingewiesen. Nun ist die Existenz einer erstaunlich großen Kammer bestätigt worden. Das teilte die TUM in einer Pressemitteilung am Donnerstag (2. März) mit.
Der Fund sei nicht zuletzt besonders bedeutsam, weil die Pyramide als eines der am besten untersuchten Bauwerke der Welt gelte, erläuterten die TUM-Wissenschaftler. Im Inneren der Kammer seien keine Fußspuren oder ähnliche Hinweise auf menschliche Aktivitäten zu sehen. Daher nimmt die Forschungsgruppe laut TUM an, dass diesen Raum seit rund 4500 Jahren kein Mensch mehr zu Gesicht bekommen hat.
Die Kammer befindet sich oberhalb des eigentlichen Zugangs an der Nordseite der Pyramide. Der zwischen 17 und 23 Meter über Bodenniveau liegende Korridor überschreite ersten Schätzungen zufolge sogar die ursprünglich vermutete Größe von mindestens fünf Meter Länge. In einem Interview mit tagesschau.de sprach Christian Groß vom Lehrstuhl für Zerstörungsfreie Prüfung der TUM von einer Kammer, „die erstaunlich große Abmessungen hat“. Sie sei neun Meter lang, etwa 2,10 Meter breit und 2,30 Meter hoch.
„Und das ist eine Sensation, weil diese Kammer nur ein paar Meter oberhalb des Eingangs liegt, den die Touristen normalerweise benutzen. Da sind als tatsächlich über die Jahre hinweg viele Tausend Touristen an dieser Kammer - die noch nicht entdeckt war - vorbeigegangen“, so Groß weiter. Bislang seien von der Cheops-Pyramide „nur etwa zehn Prozent bekannt“.
Foto © Ahmed Gomaa/dpa
Der Zweck hinter der Kammer „bedarf sicherlich weiterer Messungen“, sagte Groß gegenüber tagesschau.de. Er erklärte aber: „Wenn die Ägypter solche Räume gebaut haben in ‚Chevron‘-Form, deutet es eigentlich immer darauf hin, dass dort etwas Besonderes ist. Das ist erst mal auch ein konstruktives Mittel, um die Lasten abzufangen von dem oberen Bereich, um etwas darunter oder dahinter zu schützen. Mit anderen Worten: Jetzt beginnt die Suche, was unter oder hinter der Kammer ist.“
Ähnlich wie Groß bewerten auch Ägyptologen den Fund. Als „spektakulär, denn die Kammer ist wirklich groß“, bezeichnete Alexander Schütz, Ägyptologe von der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU), den Fund. Er war nicht an den Forschungen beteiligt. Die Bedeutung der Kammer sei womöglich nur eine technische, schätzte er. „Es sieht für mich sehr danach aus, dass es sich um eine weitere Entlastungskammer handelt, die den immensen Druck der Steine von der Eingangskonstruktion nehmen sollte“, sagte Schütze. „Der Fund wird auch das Verständnis der Bauweise vorantreiben.“
Nicht zuletzt über der Königskammer gibt es Räume, auf denen giebelartig angeordnete Steine ruhen und die nach bisherigen Erkenntnissen zur Entlastung dienen. Die Steine über den Gängen und Kammern wiegen Millionen Tonnen. „Entlastungskammern sind grundsätzlich bekannt“, sagt auch der Bauforscher am Deutschen Archäologischen Institut Kairo, Martin Sählhof. Es erscheine ihm plausibel, wenn am früheren Eingang derartige Hohlräume konstruiert worden seien. Viele Fragen zu Statik und Bauprozess seien aber noch offen.
Foto © Sayed Hassan/dpa
Weitere Forschungsarbeit sei nötig, hieß es bei der TUM. Die genaue Funktion des Kammer- und Schachtsystems im Innern der Pyramide ist nicht vollständig geklärt.
Spekuliert wurde, ob in einer der Kammern die Mumie des Pharao Cheops liegen könnte. Der Sarkophag in der Königskammer war leer vorgefunden worden. Doch Forscher gehen eher davon aus, dass die Mumie nicht in der Pyramide ist. „Es gibt meines Erachtens keinen Grund, eine Art Versteck zu vermuten, wo man die Überreste beigesetzt hat“, sagte Schütze. Die Pyramide war geplündert worden, wahrscheinlich bereits in der Antike.
Ein 18-Jähriger entging einst knapp dem Knast, als er auf die Cheops-Pyramide hinaufkletterte. (mbr mit dpa)
2023-03-09T04:32:04Z dg43tfdfdgfd