YUCON K-PEAK 6.0 BD (2024) IM TEST: LUXUS-CAMPINGBUS MIT TOP AUSSTATTUNG

Yucon emanzipiert sich von der Muttermarke Frankia. Deutlich drückt der markante K-Peak das neue Selbstbewusstsein aus. Machen ihn Allradantrieb und Topausstattung zum Gipfelstürmer?

Campingbusse mit Allradantrieb üben stets eine große Faszination aus. Der Nimbus von Freiheit und Abenteuer weckt Begehrlichkeiten. Was man damit alles machen könnte... Für die inzwischen eigenständige Frankia-Tochtermarke Yucon Grund genug, ihre Sprinter-Modelle in der hochklassig ausgestatteten Linie K-Peak aufzulegen, bei der zum Allradantrieb noch ein Zuschlag Freiheit kommt. Der Gipfel des Camping-Genusses? Schaun wir mal. Zum Test haben wir das 115.500 Euro teure Modell 6.0 GD bestellt. Mit gängiger Länge um sechs Meter und ebenso gängigem Querbett-Grundriss.

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Yucon K-Peak 6.0 BD

  • Grundpreis ab: 115.500 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 5,93/2,30/2,84 m
  • Zul. Gesamtgewicht: 4.100 kg
  • Gurte/Schlafplätze: 4/2–4

Schmale Sitzgruppe

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Beim Ermitteln der Innenbreite an der Sitzgruppe (1,76 m), spätestens aber beim Drehen der Vordersitze und einigem Hin und Her merkt man, was für ein schmaler Kasten der Sprinter doch ist. Kurz ist der ausbaubare Raum – verglichen mit dem gleichlangen Ducato – wegen der langen Mercedes-Schnauze zumal. Doch das Bemühen, die Zugeständnisse möglichst klein zu halten, ist im Yucon durchaus fühlbar; an der kuscheligen Wandverkleidung etwa oder der langen Zusatzplatte des Tischs.

So kann man, wenn einem die Sitzhaltung auf der straffen, schmalen Bank zu diszipliniert erscheint, vorn im Fahrerhaus genauso gut und bequem nebeneinander sitzen. Auf dem Tisch ist Platz für zwei Gedecke, die Salatschüssel, den Brotkorb, die Butterdose und den Nudeltopf. Insgesamt hat Frankia den Kompromiss gut gelöst. Für zwei bis drei Personen funktioniert die Sitzgruppe in der Praxis ordentlich.

Unterfederten Kaltschaummatratze

Mutmaßlich wird man im Yucon K-Peak meist zu zweit unterwegs sein, was die Situation vielfach entspannt. Aber brauchen zwei wirklich ein Aufstelldach samt Mansardenbett, wie es der Testwagen trägt? Sagen wir so: Es ergibt durchaus Sinn, wenn man sich nachts ausweichen kann. Serienmäßig hat der Yucon 6.0 GD ein Querbett im Heck, was bei der Fahrzeuglänge einfach die ökonomischste Aufteilung ist – auch wenn die schmale Sprinter-Karosserie dicke Backen braucht, um auf eine vernünftige Liegelänge zu kommen.

Yucon löst das mit einer ausladenden, sauber eingepassten Verbreiterung links und einer flacheren rechts (damit die Schiebetür noch dran vorbeipasst) und schafft so ein Maß von 1,95 Metern. Zwei Durchschnittsmenschen genügt das, zumal die Breite mit 1,40 Metern an der breitesten Stelle absolut doppelbettwürdig ist.

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Die Kunststoffauskleidungen an Kopf- und Fußende sind hochwertig, passgenau und einfach zu reinigen, fassen sich aber nicht so kuschelig an wie die textilen der Hecktüren. Die Kopffreiheit passt, die Beleuchtung nebst zwei Leselampen ebenso. In den Oberschränken finden sich USB- und 230-V-Steckdosen. Ablagen in den Hecksäulen oder den Türverkleidungen wären kein übertriebener Luxus. Über eine Stufe und durch den ausreichend breiten Durchgang kommt man gut rein und dann – auf Kaltschaum und Tellerfedern gebettet – komfortabel zu liegen.

Optionales Bett im Aufstelldach

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Aber das Rauskommen ist beim Querbett halt so eine Sache. Muss der hintere nachts mal über den vorderen drüber, leidet die Ruhe von beiden. Und da kommt eben das Aufstelldach ins Spiel. Zwei kräftige Arme zum Öffnen und Schließen vorausgesetzt, ist das luftige, unbeheizte Dachgeschoss besonders im Sommer ein echter Genuss. Nach oben führt eine stabile Leiter, die sich ohne Weiteres anlehnen lässt. Eine Person hat auf fast zwei Meter Länge und 1,1 Meter Breite viel Platz, kann sich die Leselampe aussuchen, Frischluft und Aussicht genießen und auf der etwas straffen Matratze bequem ruhen, ohne den Partner unten zu stören. Und bei windigem Wetter schaukelt das Sprinter-Fahrwerk einen sanft in den Schlaf.

Im besten Fall steigt morgens durch die Luke frischer Kaffeeduft. Die Pantry ragt weit in die Schiebetüröffnung (Durchgang 47 cm). Auf der großen Zusatzplatte kann man vernünftig arbeiten. Kocher und Spüle bilden eine Einheit, die leicht zu reinigen ist. Während die drei Schubladen bequem zu beladen sind, kommt man an Vorräte im linken Unterschrank nur mäßig gut heran. Der Kompressorkühlschrank fasst knapp 84 Liter. Mit Accessoires, Gewürzregal oder Haken für Topflappen geizt der cleane Yucon.

Wenig Kopffreiheit im Bad

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Hinter der Sitzbank weitet sich der Gang etwas, sodass die Bewegungsfreiheit genügt, um die Tür zum Bad komplett zu öffnen; das haben wir schon anders erlebt. Die hell beleuchtete Nasszelle ist kompakt: Yucon muss in die Trickkiste greifen, um alle wichtigen Funktionen unterzubringen. So klappt das große, flache Waschbecken zur Nutzung der Banktoilette nach oben in die Schranknische. Im Fach darüber findet das Nötige Platz.

Zum Duschen zieht man einen Vorhang von Wand zu Wand, der immerhin so aufgespannt werden kann, dass er nicht am Körper klebt. So reicht der Platz für die Ganzkörperhygiene gerade. Jedoch beschränkt die wegen des nötigen Leitungsgefälles erhöht eingebaute Duschtasse die Stehhöhe auf 1,79 Meter. Durch die zwei Abläufe fließt das Wasser schnell ab. Nettes Detail: die Tasche für den (trockenen) Vorhang bei Nichtgebrauch. Darüber hinaus beschränkt sich Yucon auf eine Vorhang- bzw. Kleiderstange und eine praktische Wäscheleine. Camper notieren auf der Habenseite zudem ein Fenster zur Belüftung.

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Kein echter Kleiderschrank

Mit einem richtigen Kleiderschrank kann der Yucon nicht dienen. Wohin also mit den Jacken? An die Garderobe? Da hängen sie aber weit in den schmalen Gang. An die Kleiderstange im Bad? Für die meiste Zeit wohl die bessere Wahl. Mit insgesamt acht Hängeschränken ist der Yucon indes nicht schlecht bestückt.

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Ihr Volumen nutzt man am besten, indem man die Klamotten zusammenrollt. Davon abgesehen gibt es eine praktische Schublade für Socken unter und ein größeres Staufach über dem Kühlschrank, dazu ein langes, flaches Fach unterm Kopfende des Betts und eine voluminöse Sitztruhe, in der sich Ladegüter den Platz allerdings mit mehreren Elektroinstallationen teilen müssen.

Der Heckstauraum unter dem Bett ist von außen und dank herausnehmbarer Schottwand auch von innen zugänglich. Da er zwar nicht sehr breit, aber relativ hoch ist, passen hier mehrere Stauboxen übereinander hinein. Zur Ladungssicherung empfiehlt sich die Nachrüstung von Zurrschienen. Insgesamt heißt es haushalten mit dem Stauraum, und auf längeren Reisen muss man eben hin und wieder mal einen Platz mit Waschmaschine anfahren.

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Die Zuladung hingegen verlangt keinerlei Zurückhaltung, zumal das 4,1-Tonnen-Chassis Serie ist. Auch die tragfähigen 16-Zoll-All-Terrain-Reifen sowie die Achsen signalisieren: "Lad ein, was reingeht."

Technik und Fahrverhalten

Technisch wartet der Yucon mit einigen Leckerbissen auf. Der große Lithiumakku bürgt für lange Unabhängigkeit vom Netzstrom, schließlich nimmt man gerüstet mit Allradantrieb und üppiger Bodenfreiheit auch mal entlegenere Ziele in den Fokus. Bei gutem Wetter sorgt serienmäßig eine 90-W-Solaranlage (mit Aufstelldach sogar 180 W), beim Fahren ein 70-A-Booster für Energienachschub. Die Heizung bedient sich aus dem Dieseltank; daher genügt ein kleinerer Gasvorrat, der nur den Kocher speist. Der Frischwassertank fasst 100 Liter, das serienmäßig isolierte Grauwasserreservoir allerdings nur 55 Liter. Das begrenzt natürlich die Unabhängigkeit, auch wenn das elektrische Ablassventil sehr bequem ist.

Gut 40 Zentimeter Bodenfreiheit (34 cm unter der Trittstufe) müssen kein Schlagloch fürchten, und die Traktion ist dank Allradantrieb hervorragend. Dabei fährt die Sprinter-Basis – serienmäßig mit 190 PS und tadelloser Wandlerautomatik – sehr kommod. Die grobstolligen All-Terrain-Reifen tragen zwar Vibrationen und Geräusche in den Innenraum, aber das schmälert den Fahrkomfort nicht dramatisch.

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Gewöhnung erfordert, dass sich aufgrund der hohen Sitzposition der seitliche Abstand zum rechten Straßenrand weniger gut einschätzen lässt. Beim Rangieren helfen die gute 360-Grad-Kamera, die leichtgängige Lenkung und der vergleichsweise kleine Wendekreis; der Mercedes ist spürbar wendiger als ein ähnlich langer Ducato. Bei höheren Geschwindigkeiten wirkt die Lenkung eine Spur zu direkt; jedenfalls muss man häufiger als gewohnt korrigieren.

Dass der Yucon schon serienmäßig beflissen assistiert, hebt sowohl die Fahrsicherheit als auch den Preis auf ein hohes Niveau. Doch halbe Sachen wollte Yucon beim K-Peak offenbar nicht machen. Die Ausstattung ist außergewöhnlich. Verglichen mit ähnlich ausgestatteten Konkurrenzmodellen von La Strada oder Hymer erscheint er sogar überaus konkurrenzfähig. Und wenn man bedenkt, dass eine aktuelle Mercedes-E-Klasse, gut ausgestattet, auch auf 120.000 Euro kommt ... Welches Auto den höheren Nutzen bietet, müssen wir hier ja nicht diskutieren.

Daten und Messwerte

  • Auf- und Ausbau: Stahlblechkarosserie, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden PE/XPS/PE, Stärke Wand/Dach/ Boden 20/20/35 mm, 5 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen,1 Dachhaube.
  • Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi D 6 E, 7 Ausströmer (2 x Sitzgruppe, Bad, Heckbett, Gang hinten, Abwassertank, Heckstauraum), Wasseranlage: Frischwasserrohre, Abwasserschläuche, Druckpumpe.
  • Basisfahrzeug: Mercedes Sprinter, Kastenwagen, Allradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1950 cm3, Leistung 140 kW/190 PS bei 3800/min, Drehmoment 400 Nm bei 1700/min, Neungang-Wandlerautomatikgetriebe, Reifen BF Goodrich Baja Champion AT 245/75 R 16 (120/116).
  • Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,6/11,3/17,9 s; Wiederbeschleunigung (Automatik) 60–80/100 km/h 4,3/11,0 s, Testverbrauch 11,2 L/100 km.

Preise und Ausstattung

Grundpreis: 115.500 Euro

(Mercedes Sprinter 319, Motor 140 kW/190 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II

Testwagenpreis: 128.260 Euro

  • ✘ 190-PS-Motor/4,1-t-Chassis Serie
  • ✘ Serienausstattung: Allradantrieb, automatische Klimaanlage, Abstandsregeltempomat, LED-Scheinwerfer, Fernlichtassistent, Totwinkelass., anklappb. Außenspiegel, 93-L-Dieseltank, Park-Paket mit 360-Grad-Kamera, el. Parkbremse, 300-Ah-LiFePO4-Bordbatterie, Batteriebooster, Diesel- heizung Truma Combi D 6E u.a. Serie
  • ✘ Aufstelldach (150 kg): ✔ 9.990 Euro
  • Wechselrichter/WLAN-Router (3/2 kg): 990/690 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Das fiel uns auf

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(+) Vier bündig in den Dachhimmel integrierte Deckenlampen schaffen eine gute Grundbeleuchtung.

(+) Oft muss man auf eine Dachhaube im Aufstelldach verzichten. Im Yucon kommt auch Licht von oben.

(+) Die Zuziehhilfe der Schiebetür ist serienmäßig – und fördert den Frieden mit den Stellplatznachbarn.

(+) (-) Die Strangsperre soll die Wärme im Bett drosseln. Gute Idee, funktioniert beim Testwagen aber nicht.

(+) (-) Die Trittstufe liegt hoch, ist aber breit. Daneben gibt’s praktische Fächer, z. B. für den Handfeger.

(-) Verletzungsrisiko: Die Schiene der Vordersitze ragt weit in den Wadenbereich. Kontakt unvermeidbar.

Wertung

maximal 5 Punkte möglich

Maßstab: Campingbusse mit Bad über 60.000 Euro

  • Wohnen: 2,9 Punkte
  • Beladen: 3,7 Punkte
  • Technik: 4,0 Punkte
  • Fahren: 3,8 Punkte
  • Preis und Service: 2,9 Punkte

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