FAMILIENNEWSLETTER: WIE GEHT DER URLAUB, DER FAMILIEN GLüCKLICH MACHT?

Camping im Pinienwald, Roadtrip ohne Plan oder das durchgestylte Kinderhotel? Was Familien im Urlaub erleben wollen, ist ganz unterschiedlich. Eins dürfte aber unstrittig sein.

Es sah verführerisch aus, was mir zwei Freundinnen im vergangenen Sommer an Fotos aufs Handy schickten: Sie zeigten Berggipfel und saftige Wiesen, Hotels mit Pool und Wasserrutsche – in einem Fall gab es sogar eine eigens angelegte Rennstrecke für Kettcar-Contests und Bobbycar-Wettrennen. Auf den Bildern waren strahlende Kinder zu sehen, die sich an einer Candy-Bar Schaumgummiwürmer und anderen Naschkram in Papiertüten füllten. Und es gab Selfies von Eltern, deren Gesichtsausdruck verriet: Das hier ist unser Traumurlaub! Die absolute Entspannung!

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Sie verbrachten ihre Ferien in sogenannten Familienhotels, von denen es eine große Zahl in ganz Europa gibt, viele davon in den Alpen. Alles dreht sich hier um Kinder – und das Angebot lässt garantiert keine Langeweile aufkommen. Die Konzepte mögen sich im Detail voneinander unterscheiden – mit oder ohne Streichelzoo, mit viel oder wenig Animation –, aber im Kern scheint überall das Motto zu gelten: »Sind die Kinder glücklich, sind die Eltern es auch«. Was die Frage aufwirft, was sich hinter dem Wort »glücklich« verbirgt? Worin besteht das große Urlaubsglück, wenn man mit der Familie verreist?

Eine Antwort? Gibt es nicht. Zumindest nicht die eine Antwort, die für alle Mütter und Väter und ihren Nachwuchs gilt.

Als ich damals die Bilder im Freundinnenchat sah – und dann tief seufzend einen Blick hinüberwarf zum noch zu erledigenden Abwasch in der Spüle unseres Ferienhauses in Dänemark –, dachte ich: Warum buchen wir nicht auch mal einen Rundum-sorglos-Aufenthalt im Familienhotel, damit mein Mann und ich im Urlaub weder einkaufen noch kochen noch dreckige Teller abwaschen müssen? Mich nervt das schon, gebe ich zu. Darum mag ich Campen. Weil man sich dann ohnehin auf das Minimum beschränkt, was mich persönlich zufrieden macht.

»Ich finde, dass man Betten auch ruckzuck selbst machen, schnell mal die Bude durchfegen oder die Zahnpastareste im Waschbecken wegspülen kann«, schreibt meine Kollegin Eva Lehnen in diesem Artikel, der eine tolle Urlaubslektüre ist. Darin setzt sie sich mit der Frage auseinander, was Familienhotels zu so einem stark nachgefragten Tourismuskonzept macht, für das viele Eltern bereit sind, hohe Summen auszugeben.

Eva verbringt die Ferien mit Kind und Kegel gern in Ferienwohnungen, auf Bauernhöfen oder im Mietwohnwagen auf dem Campingplatz, erkundet die Gegend auf Rädern, springt in Flüsse und liebt lokale Märkte. »Wir sind keine Hotelfamilie«, sagt sie. Sie war also eine kritische Testerin, als sie kürzlich mit ihren Kindern im Grundschulalter Urlaub in einem Familienhotel im Hochsauerland ausprobierte.

Was meine Kollegin mochte und was vielleicht auch mit der Schlüssel zum Erfolg dieser Häuser ist: »Es sind Orte zum Ja-Sagen.« Die Kinder wollen ins Schwimmbad? Klar, geht schon mal vor! Noch eine Limo? Geht sie euch zapfen!

Evas Alltag ist, genau wie der von Millionen anderer Familien, oft eng getaktet. Sie findet, viel zu selten käme es vor, »dass ich nichts weiter zu tun habe, als meinen Kindern beim Kindsein zuzuschauen«. Im Alltag nutze sie jedes Zeitfenster, in dem sie spielten, um Dinge zu erledigen. Im Kinderhotel sei das anders gewesen, schreibt Eva. »Es gibt ja sonst nichts zu müssen.«

Ob sie noch mal in einem Familienhotel einchecken würde, lesen Sie hier.

Welcher Urlaub ist für Sie als Familie perfekt? Erzählen Sie uns gern von unvergesslichen Trips – oder auch, wann gut gedachte Ferienpläne mal so richtig in die Hose gegangen sind ([email protected]).

Meine Lesetipps

  • Reisen Sie manchmal an die Urlaubsorte Ihrer Kindheit zurück? Unsere Autorin Andrea Walter hat darüber nachgedacht, warum sie so oft nach dem Vertrauten in der Ferne sucht. Sie glaubt, dass hinter den wiederholten Besuchen der Wunsch stecke, tiefer einzutauchen und auch anderswo eine zweite Heimat zu haben. »So wachsen einem jene Orte über die Zeit immer mehr ans Herz, weil der Kelch der Erinnerungen immer weiter gefüllt wird.« Kommt Ihnen bekannt vor?

  • Wenn man als Erwachsene mit den Eltern verreist: Meine Kollegin Pia Schreiber war im Urlaub mit ihren Eltern in Blåvand. Da haben sie früher immer schon gemeinsam die Ferien verbracht. Doch inzwischen sind die Rollen anders verteilt. Sie als Kind muss sich jetzt mehr um ihre Eltern kümmern als andersrum. »Mit meinem morgendlichen Kaffee spülte ich die bittere Erkenntnis hinunter, dass Kindheit keine Ferienhaussiedlung ist. Man kann ihr keinen Besuch abstatten«, schreibt Pia. »Wenn die eigenen Eltern einen für erwachsen halten, dann ist alles vorbei.«

  • Familienwanderung auf der Via Bernina: Kann man eine mehrtägige Wandertour mit einer Fünfjährigen machen? Ja! Jedenfalls, wenn die Strecke direkt neben einer Bahnlinie verläuft, so wie die Via Bernina am legendären Bernina Express.

  • Das Video eines stundenlang schreienden Kindes im Flugzeug sorgte kürzlich für Aufsehen in sozialen Medien. Kinderärztin Tanja Brunnert erklärt, warum Babys in der Luft so oft weinen – und was Eltern tun können.

  • Endlich Ferien! Und der Teenie verschmilzt mit dem Smartphone? Für viele Familien ist Social Media ein Reizthema. Bereits 13-Jährige dürfen sich bei TikTok anmelden. Aber sollten sie es auch? »Dein SPIEGEL«, das Nachrichten-Magazin für Kinder, erklärt im neuen Heft, wie der TikTok-Algorithmus funktioniert und wer die App besser nicht nutzen sollte. Zu kaufen gibt es das Heft am Kiosk. In diesem Interview beantwortet eine Medienpsychologin die Fragen: Was kann daran gefährlich sein, zu viel Zeit auf TikTok zu verbringen? Und warum sollten Eltern den Begriff »rizz« kennen?

Reisespeise

Sie benötigen noch eine Idee, was sie in die Lunchbox für die Fahrt in den Urlaub packen könnten? Bayerischen Brezensalat! Ein einfaches und doch glücklich machendes Rezept aus dem Archiv unserer Kochkolumnistin Verena Lugert. »Herzhaft sommerlich ist dieser Salat«, schreibt Verena, »frisch durch die Gurkenrädchen und schön saftig durch die süßen, aromatischen Sommertomaten.«

Mein Moment

Was mögen Sie am Sommer mit Kindern? Diese Frage hat Ihnen neulich meine Kollegin Antonia Bauer in ihrem Newsletter über das Freibadpommes-Ketchupfleck-Gefühl gestellt. SPIEGEL-Leserin Josefine Ehlers schrieb uns daraufhin diese schönen Zeilen:

»Im Sommer ist alles möglich. Auch wenn man nur im Garten spielt, schaukelt, Käfer fängt, Bäume hochklettert oder ins Planschbecken springt. Ein unvergängliches Gefühl, das mich packt und mitreißt. Und mich trägt bis zu den Erinnerungen an meine Kindheit. Das Lachen meiner Schwester, ihre Stimme die mich ruft, die kalten Tropfen auf der Haut, wenn wir durch den Sprinkler laufen, die glatten Stufen zur Terrasse, auf denen wir ausrutschen. Blaue Flecken, Eis am Mund. Bei Sommerregen raus und wie verrückt durch den Garten rennen. Abends im Doppelstockbett liegen und Schattenspiele machen, bis die Augenlider nachgeben. Sommer ist das Beste, was es gibt. Und mit Kindern ist er magisch.«

Herzlich,

Julia Stanek

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