WIE WEITER MIT DEM MUSEUMSVERBUND?

Die Besucherzahlen sind seit der Pandemie um 50 Prozent eingebrochen, die Museumsleiterin nicht mehr an Bord. Doch es gibt neue Ideen.

Sarah Kinsky übernahm Anfang des vergangenen Jahres die Geschicke des Museumsverbundes. Die neue Geschäftsführerin hatte keinen leichten Start: Die Besucherzahlen waren von rund 20.000 Gästen vor der Corona-Pandemie im Jahr 2022 um 50 Prozent gesunken, Museumsleiterin Anja Köhler arbeitet nicht mehr beim Verbund und bei zwei der fünf Museen gibt es einen Sanierungsstau. Doch die 35-jährige Kunsthistorikerin blickt nach vorn und hat Pläne, wie sich die Situation verbessern kann.

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Frau Kinsky, rein zahlenmäßig betrachtet kamen im Vorjahr bei fünf Einrichtungen des Verbundes und 10.000 Besuchern insgesamt fünf Gäste täglich in jedes einzelne Haus. Womit sollen in dieser Saison mehr Besucher den Weg in die Museen finden?

Wir möchten Traditionen wieder beleben, die es vor Corona bereits gab und Heimatthemen etablieren. Tradition ist beispielsweise der Flegeldrusch in Markersdorf, da kamen nach zwei Jahren Pause zum Saisonstart jetzt im März trotz schlechten Wetters 200 Besucher. An Orten wie Schloss Krobnitz, die dafür geeignet sind, soll ein stärkeres Gewicht auf das Veranstaltungswesen gelegt werden.

Der Museumsverbund ist aber kein eigenständiger Veranstaltungsbetrieb?

Im letzten Jahr kam die Oper Nabucco in Krobnitz sehr gut an. Das war ein externer Veranstalter. 2023 gibt es eine Kooperation mit der Görlitzer Agentur Platner, die im Sommer eine Opernaufführung organisiert. Die Kammerkonzertreihen werden fortgesetzt. Neu ist auch das Kammermusikfest Oberlausitz, das in Zusammenarbeit mit der Stiftung für Kunst und Kultur stattfindet. Erstmals steht Kabarett im Kalender. Wir mussten interessierten Veranstaltern leider sogar absagen, weil die Termine in diesem Jahr voll belegt sind. Denn man kann bei uns ebenso Familienfeiern, Hochzeiten, Jugendweihe und Tagungen durchführen, die räumlich und zeitlich mit den anderen Veranstaltungen koordiniert werden müssen.

Besuchermagneten vor Corona waren unter anderem die Garten- und Handwerkermärkte bei Schloss Krobnitz und Schloss Königshain. Da gibt es keine Wiederbelebung?

In diesem Jahr nicht. Wenn sich in Zukunft dafür Veranstalter finden, sind wir nicht abgeneigt, solchen Märkten die Areale rund um die Schlösser zur Verfügung zu stellen. Im Schloss Krobnitz werden wir in dieser Saison wieder den Kreativtag anbieten und es ist auch eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband geplant.

Die Veranstaltungen sind das Eine, die Ausstellungen, die Museumsarbeit, das Archiv mit dem umfangreichen Bestand an Exponaten das andere. Es gab personelle Veränderungen, so ist die Museumsleiterin nicht mehr mit an Bord. Wie geht es nun weiter?

Eine neu strukturierte wissenschaftliche Leitung zu etablieren ist der Plan, aber auch eine Finanzierungsfrage. Für die kommende Ausstellung zu Schulen im ehemaligen Regierungsbezirk Liegnitz erarbeitet eine externe Kuratorin die Umsetzung. Das Depot besteht aus geschätzt etwa 50.000 Exponaten, die vorwiegend in Markersdorf und Krobnitz untergebracht sind, darunter ein Fundus des Görlitzer Theaters. Unsere Aufgabe ist es, diese Dinge zu bewahren, zu erhalten und zu erforschen. Das passiert aktuell mit dem von uns übernommenem Firmenbestand der geschlossenen Kathleen Schokoladenfabrik Niederoderwitz. Ein Dresdener Wissenschaftsverein arbeitet da mit uns zusammen.

Und werden diese Schätze in der Öffentlichkeit zu sehen sein?

Unser Ziel ist, die historischen Kutschen aus dem Depot Markersdorf nach Krobnitz zu holen, um diese Besuchern zu zeigen. Ein Teil des Nebengebäudes auf dem Schlossgelände ist dafür als Standort vorgesehen. Für den Firmenbestand aus Niederoderwitz wird eine Publikation erarbeitet, auch diese Dinge werden einmal ausgestellt.

Wo sehen Sie aktuell die größten „Baustellen“ beim Museumsverbund?

Standort- und Entwicklungskonzept sind fünf bis sechs Jahre alt, das muss auf den Prüfstand. Mittlerweile sind wir dreimal mehr an Personal, als noch vor einiger Zeit. Wir müssen uns besser vernetzen, machten beispielsweise einen Betriebsausflug ins Stadtschloss Hoyerswerda, knüpften da Kontakte. Zwei große Aufgaben stehen hinsichtlich Sanierungen an. Schloss Krobnitz braucht dringend eine Drainage, der Putz im Sockelbereich bröckelt ab. Die von Roon-Gruft im Park weist Feuchtigkeitsprobleme auf und muss gesichert werden. Große Aufgabe wird die energetische Sanierung sein. In Schloss Königshain ist eine teure Elektroheizung eingebaut. Die Eigentümer der Objekte, die Gemeinden, haben leider bisher keine Fördermittel dafür erhalten. Wir hoffen auf Landrat Stephan Meyer, der sich alle Standorte im Museumsverbund anschauen wird.

Der Landkreis selbst ist knapp bei Kasse. Wie finanziert sich der Museumsverbund?

Der Lohn unserer zehn Mitarbeiter orientiert sich am Tarif des öffentlichen Dienstes, die Grundfinanzierung dafür kommt durch die finanziellen Zuschüsse der Gesellschafter. Das sind der Landkreis Görlitz sowie Markersdorf, Reichenbach und Königshain sowie Gelder der Kulturraum-Förderung. Den kleineren Teil erwirtschaften wir eigenständig durch die Eintrittsgelder, über Vermietungen, eigene Publikationen. Es gibt auch einen Museumsshop.

Über den Museumsshop kann man unter anderem einen Turnbeutel kaufen, Honig, Bücher, eine Kaffeetasse. Wie läuft der Laden?

Der Turnbeutel wurde nicht so gut angenommen, die Bücher aber schon. So konnte die neueste Publikation über die Geschichte der Reichenbacher Oberschule und das ehemalige Lehrerseminar bereits 200 Mal verkauft werden.

Wie sehen Sie die Zukunft des Verbundes?

Auf jeden Fall nicht grau. Wir stehen solide da, bekommen viele Anfragen von Gruppen, die sich für Feierlichkeiten anmelden wollen. Sehr freuen wir uns auf die Arbeitsgruppe Industriekultur vom Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V., die in diesem Jahr in Krobnitz tagen wird.

Kommende Termine:

01.04.2023, Vortrag Schloss Krobnitz „Volkmar Böhm – Der Amiga Schlagerstar kam aus der Oberlausitz“

09.04.2023, Dorfmuseum Markersdorf „Ostern auf dem Bauernhof“

11.04. 2023, Ferienprojekt Markersdorfer Dorfmuseum, „Osterbräuche in der Oberlausitz“

22.04.2023, Schloss Königshain, Vernissage Ausstellung „Grenzgänge“

23.04.2023, Schloss Krobnitz, Kabarett „Doof sein ist schön“ mit „Die Kaktusblüte“

24.04.2023, Rathaus Reichenbach, Vortrag „Eine Schule im Wandel der Zeit“

30.04.2023, Schloss Krobnitz, Vernissage „Grenzraum knüpft Verbindungen“, anschließend Kammerkonzert „Vor-Bilder“, es spielt das Ensemble „Esprit“

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